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Julia

Altes raus - Freiheit rein


Seit Anfang Januar steht es fest: wir werden unsere Wohnung für die Zeit unserer Reise an ein junges Paar untervermieten.


Das heißt für uns nun, dass wir unseren gesamten Krempel einpacken müssen – vom Aufwand her also fast wie die Vorbereitungen für einen Umzug.

Welchen besseren Zeitpunkt gebe es also zum Ausmisten? Das spart uns dann beim Packen eine Menge Zeit.


Viel ist während der letzten Zeit im Haushalt passiert - doch nicht nur da. Auch in uns selbst wurde einiges aufgerüttelt, denn wenn wir unsere persönlichen Sachen ausmisten, dann geht das natürlich nicht ohne Spuren an uns vorüber:


Erinnerungen werden hervorgerufen, Reflektionsprozesse finden statt und immer wieder müssen wir uns die Frage stellen: ist das (noch) wichtig für mich? Eine wunderbare Gelegenheit also, seine eigenen Überzeugungen einmal zu hinterfragen.


Bevor es so richtig losging habe ich eine Bestandsaufnahme aller Räume gemacht und festgestellt, dass unsere Schränke und Regale langsam aus allen Nähten platzten. Dabei ist mir bewusst geworden, wie belastend sich diese vielen Dinge anfühlen und dass es nun wirklich an der Zeit ist, einiges zu entsorgen.


Steve ging es ganz ähnlich, also haben wir Anfang Januar unser Projekt Ausmisten gestartet.


Angefangen haben wir im Büro. Das war noch recht einfach – die vielen Ordner mit Papierkram sind schließlich keine persönlichen Dinge und waren daher recht schnell und emotionslos aussortiert.


Schwieriger wurde es da schon im Kleiderschrank. Dort hatte ich immer wieder Teile in der Hand, die ich zwar seit Ewigkeiten nicht mehr anhatte – und dennoch empfand ich Wehmut bei dem Gedanken, sie auszusortieren. Daher musste eine einfache und klare Regel her: alles, was seit 6 Monaten nicht getragen wurde, fliegt raus. Und siehe da – es funktionierte wunderbar. In kurzer Zeit standen mehrere Säcke gepackt und der Schrank war wieder luftig.


Es folgten weitere Zimmer – systematisch eines nach dem anderen über mehrere Wochen. Einige Dinge fielen leicht, andere eher nicht.


Nachdem nun alle Zimmer und Schränke ausgemistet sind, ein Fazit:

Das Ausmisten hat sich ein bisschen so angefühlt, als würde ich mit meiner Vergangenheit aufräumen. Natürlich gibt es viele Dinge, an die ich mich gerne erinnere – keiner würde wahrscheinlich ein altes Fotoalbum mit Familienfotos aussortieren. Es kann so schön sein, sich immer mal wieder in die alten Zeiten hineinzuversetzen – wenn es denn gut tut.


Ich stieß beim Ausmisten immer wieder auf viele kleine Dinge, die früher vielleicht einmal wichtig waren und langsam über die Zeit ihre Bedeutung verloren haben. Da kann es sich um alte Freundschaften handeln, die längst eingeschlafen sind oder Hobbies, die wir früher mit Leidenschaft ausgeübt haben. Das mag einem vielleicht traurig erscheinen, doch es ist auch gut und richtig so, denn wir entwickeln uns ständig weiter.


Und es kommt auch auf den Blickwinkel an: ich kann diese Dinge als verloren interpretieren. Ich kann sie aber auch als das bewerten, was sie sind: Dinge, die mir früher einmal wichtig waren und von denen ich mich nun ganz bewusst verabschieden kann. Warum das gut ist? Weil ich mittlerweile ein anderer Mensch geworden bin und ich nun auch in mir Raum und Platz für Neues schaffen kann.


Ausmisten ist also Nichts, was ich nur im Äußeren tue. Es passiert auch in mir sehr viel dabei. Es ist eine Chance, mit einzelnen Teilen der Vergangenheit abzuschließen, sich zu erinnern, wer man einmal war und wie man sich entwickelt hat zu dem Menschen, der man heute ist.


Ich habe mich darauf eingelassen und festgestellt, wie befreiend es sein kann, sich von Altem zu lösen. Der Krempel, den man dabei wegwirft steht dann symbolisch für die eigene Anhaftung an die Vergangenheit.


Somit habe ich nicht nur in der Wohnung Platz geschaffen, sondern auch Freiheit in meinem Kopf und in meinem Herzen.


Bis zu unserem Aufbruch sind es nun nur noch einige Wochen.

Viele Dinge, die nicht ausgemistet wurden, werden dennoch gut verpackt hier bleiben müssen. Werde ich mit den wenigen Utensilien, die im Camper Platz finden, auskommen? Oder werde ich einige meiner Sachen vermissen?


Auf jeden Fall ist es eine prima Gelegenheit einmal zu sehen, was man denn wirklich so braucht und auf welche Dinge man gut verzichten kann.


Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Ausmisten gemacht?

Vielleicht habt ihr nun selber Lust, mal wieder auszumisten. Ihr könnt es als Experiment sehen und einmal genau schauen, was dabei mit euch passiert.

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