Bald ist Weihnachten. Für mich ist dies eine Zeit der Freude und Besinnung, in der ich viel Zeit mit meinen Liebsten verbringen möchte.
Zur Weihnachtszeit besinne ich mich ganz besonders auf die Dinge, die mir wichtig sind: Dankbarkeit und Wertschätzung für alles, was ich habe und für die Menschen in meinem Leben.
Es ist eine Zeit, in der es mir persönlich leichter fällt, meinen Fokus auf die positiven Dinge des Lebens zu lenken, denn es gibt so viele schöne Ereignisse zu Weihnachten: wir verbringen Zeit mit unseren Liebsten, wir können jemanden mit einem Geschenk Freude bereiten und wir können gemeinsam schlemmen und genießen.
Für mich ist es eine besonders magische Zeit – voller Besinnung und Bewusstheit für die wichtigen Dinge.
Das könnte auch der Grund sein, warum es mir gerade in dieser Zeit besonders stark auffällt, wenn andere Menschen jammern oder sich über irgendetwas aufregen.
Und leider wird sehr viel geschimpft und lamentiert:
Über unsere Krankheiten
Über die blöden Kollegen
Über zu viel Arbeit
Über zu wenig Geld
Über die Ungerechtigkeit der Welt im Allgemeinen
Die Liste könnte ich noch ewig weiter fortsetzen.
Negative Gedanken und Worte führen auch zu negativen Emotionen
Wenn ich mich nun ständig über irgendwelche Dinge aufrege oder jammere, dann schade ich zuallererst einmal mir selbst. Denn meine negativen Worte oder Gedanken werden sich zwangsläufig in meinen Emotionen niederschlagen.
Ich kann nicht über meinen schmerzenden Rücken klagen und mich fröhlich dabei fühlen.
Prinzipiell hat natürlich jeder Mensch ein Recht auf seine eigenen negativen Gedanken und auch Emotionen.
Richtig schlimm wird es erst, wenn ich mit meinen negativen Worten auch andere Menschen in meinen emotionalen Abgrund mit mir reiße.
Und dies sollten wir uns bewusst machen: unsere Worte haben auch Auswirkungen auf die Gefühle unseres Gegenübers.
Das ist nichts Neues für dich?
Warum jammern wir dann täglich unseren Kollegen die Ohren voll?
Warum belasten wir unsere Liebsten ständig mit unseren Beschwerden?
Ist es uns wurscht, welche Auswirkungen unsere negativen Worte auf sie haben?
Wahrscheinlich nicht. Sicher fehlt es uns nur an Bewusstheit. Zeit also, etwas Achtsamkeit in unser Reden zu bringen.
Helfen kann uns dabei folgende kleine Geschichte:
Die 3 Siebe des Sokrates
Einst wandelte Sokrates durch die Straßen von Athen. Plötzlich kam ein Mann aufgeregt auf ihn zu.
„Sokrates, ich muss dir etwas über deinen Freund erzählen, der…“
„Warte einmal, „unterbrach ihn Sokrates. „Bevor du weitererzählst – hast du die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“
„Die drei Siebe? Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht.
„Lass es uns ausprobieren,“ schlug Sokrates vor.
„Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“
„Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat.“
„Aha. Aber dann ist es doch sicher durch das zweite Sieb gegangen, das Sieb des Guten? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“
Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil...“
„Hm,“ sagte Sokrates, „jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb. Ist es notwendig, dass du mir erzählst, was dich so aufregt?“
„Nein, nicht wirklich notwendig,“ antwortete der Mann.
„Nun,“ sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“.*
Unsere Gedanken und Worte durch diese 3 Siebe zu filtern bevor wir sie aussprechen, wird uns und unserem Gegenüber ein großes Stück Freiheit bringen.
Wenn du also das nächste Mal etwas erzählen willst, stelle dir die 3 Fragen:
Ist es wahr?
Ist es gut für mich und mein Gegenüber?
Ist es wichtig und notwendig?
Gerade bei der 2. Frage können wir uns überlegen, welche Emotionen das Gesagte wohl hervorrufen wird.
Sicher ist es nicht so einfach, jede Information, die wir mitteilen möchten, durch 3 Siebe zu filtern.
Daher möchte ich vorschlagen, dass du dir vielleicht erst einmal eines der Siebe vornimmst, welches dir im Moment am Wichtigsten erscheint (vielleicht auch jenes, dass du in der Vergangenheit am wenigsten benutzt hast).
Sieh es als kleine Übung für dich selbst an und als Weihnachtsgeschenk für die Menschen um dich herum.
Mit jeder negativen Information, die wir nicht ungefiltert in die Welt senden, schenken wir unseren Mitmenschen ein bisschen mehr Unbeschwertheit und Wohlbefinden.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen wundervolle und besinnliche Weihnachten.
Eure Julia
*Text: Stangl, W. (2019). Die drei Siebe des Sokrates – Wahrheit – Güte – Notwendigkeit. Werner Stangls Arbeitsblätter-News. https://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/die-drei-siebe-des-sokrates-wahrheit-gute-notwendigkeit/ (2019-12-19).
Die ursprüngliche Quelle für diese Geschichte konnte ich im Internet leider nicht finden. Einige sagen, ihre Grundlage stammt aus der „Apologie des Sokrates“ von Platon, andere meinen, es handelt sich um eine arabische Weisheit. Für mich persönlich passt die Vorstellung, Sokrates habe diese 3 Siebe benutzt.
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