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Julia

Die berühmte Kehrseite der Medaille


In den letzten zwei Blogeinträgen habe ich von den schönen Seiten berichtet, die eine Reise so mit sich bringen. Wenn man sich die wunderschönen Bilder betrachtet, die wir so gemacht haben, dann sieht alles natürlich ganz wunderbar und rosig aus.

Leider muss ich euch enttäuschen. Nein, auch auf so einer Reise, wie wir sie machen, gibt es nicht nur Sonnenschein! Und damit meine ich nicht das Wetter.


Ich möchte sicher nicht rumnörgeln oder die Dinge schlechter machen, als sie sind. Mir ist eher daran gelegen, auch einmal die andere Seite der Medaille zu beleuchten. Eine Seite, die nicht nach Urlaub klingt, die aber auch zum Leben dazu gehört.


Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass wir die Koffer packen und in den Süden fahren können und mit einem Mal ist unser Leben ganz wunderbar. Sicher wird uns die erste Zeit wie Urlaub vorkommen, besonders wenn wir an wunderschönen Orten sind und uns die Sonne auf den Bauch scheint.


Doch wie schon in meinem ersten Blogeintrag (Expedition Leben - Worum geht es hier eigentlich?) geschrieben, machen Steve und ich eben nicht nur Urlaub. Wir haben uns auf diese Expedition begeben, um einmal aus unseren gewohnten Strukturen auszubrechen und eine neue Perspektive zu erlangen. Hauptsächlich mit dem Ziel, wichtige Antworten für unser Leben zu finden.


Zeit

Ich war vor unserer Reise zum Beispiel der irrigen Annahme, wir würden ganz viel Zeit haben. Nach wochenlangem Camper-Leben ist es nun aber mehr als deutlich, dass diese Erwartung nicht ganz aufgeht. Wir müssen viel Zeit damit verbringen, uns um die nötige Grundversorgung zu kümmern. Dazu zählen Dinge, die Zuhause keine Rolle spielen: Wasser auffüllen, Schmutzwasser ablassen, Klo leeren - um nur die Wichtigsten zu nennen. Auch der tägliche Abwasch und regelmäßiges Putzen fressen Zeit, denn in so einem Camper wird es sehr schnell schmutzig und eine schöne fleißige Spülmaschine wie Zuhause gibt es natürlich nicht. Auch das Wäschewaschen ist jedes Mal ein Ereignis, da man erst einmal nach Waschsalons recherchieren, hinfahren und dann auf dem Parkplatz stehend auf seine Wäsche warten muss.


All die grundsätzlichen Dinge, die sich Zuhause nebenbei erledigen, erfordern hier also viel mehr Aufmerksamkeit und Zeit. Das hat aber wiederum auch einen wunderbar positiven Effekt: das Leben wird gefühlt langsamer. Wir kehren wieder zu den einfachen Dingen des Lebens zurück, sind gezwungen uns dafür Zeit zu nehmen – und vielleicht ist das auch gut so.


Andere Zeitfresser sind die häufige Recherche nach Orten, an denen wir stehen können. Regelmäßig auf dem Campingplatz zu sein, ist auf Dauer zu kostspielig. Häufig fahren wir lange, buckelige Strecken ab, um einen geeigneten Platz zu finden. Teilweise wurden wir dann am Ende einer Buckelpiste mit einer Absperrung enttäuscht und mussten umkehren und weiterfahren.


Rücksicht

Ein anderer ganz großer negativer Faktor ist an vielen Orten leider das Verhalten der Menschen selbst. Portugal ist insgesamt ein Land mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Wir haben uns hier meist sehr willkommen gefühlt und sind von der Gastfreundschaft begeistert.


Es gibt aber leider auch immer wieder Menschen – wir erleben das oft an großen Stellplätzen für Camper – die sich sehr rücksichtslos gegenüber anderen verhalten.

Das fängt damit an, dass die Leute ihren Müll liegen lassen, „öffentliche Toiletten“ anlegen, laute Musik spielen oder ihre Hunde überall laufen und damit auch hinscheißen lassen.


Dies führt dazu, dass einst wunderschöne Orte in der Natur oder am Strand total vermüllt werden oder einfach nicht mehr genießbar sind.


Ungeziefer

Wenn man viel in der Natur ist, trifft man natürlich immer mal wieder auf Mosquitos und anderes kleines Krabbelgetier. Ich bin insgesamt kein Fan, kann mich aber in den Camper flüchten, wenn es mir draußen zu viel wird. Schwierig nur, wenn die Tierchen irgendwie reinkommen und es sich bei uns gemütlich machen. Ja – wir hatten letzte Woche eine Ameisen-Invasion. Überall konnten wir die kleinen Tierchen krabbeln sehen. Eine großangelegte Putzaktion und das Aufstellen von Fallen war nun hoffentlich wirkungsvoll. Wie und warum die Ameisen in den Camper gekommen sind, wissen wir allerdings nicht.


Brot

Ein allerletzter Punkt, und dann wende ich mich wieder den schönen Dingen des Lebens zu, versprochen!

Ich vermisse leckeres, saftiges, dunkles, deutsches Brot. ;-)


Wie sieht denn nun aber mein Zwischenfazit nach 6 Wochen Reise aus?


Insgesamt fühlt sich diese Reise wie das pure Abenteuer an.

Es gibt viele viele Dinge, die außergewöhnlich toll und schön sind. Auf der anderen Seite aber auch Dinge, die anstrengend und nervig sind oder an die man sich erst einmal gewöhnen musste.


Fast jeden Tag passiert irgend etwas Unvorhergesehenes. Für jemanden wie mich, die Planerin und Listenanlegerin, ist das natürlich sehr aufregend und spannend und zwingt mich regelmäßig dazu, meine Komfortzone zu verlassen. Aber genau darum ging es mir ja, nicht wahr? ;-)


Bei dem Titelbild handelt es sich übrigens bei beiden um Aufnahmen, die wir hier in den letzten Tagen gemacht haben. Die Blumenwiese haben wir am Barragem de Póvoa entdeckt, ganz im Osten von Portugal. Nur ein paar Tage später sind wir viele viele Stunden durch ein großes Gebiet gefahren, das letztes Jahr vollständig abgebrannt ist.


Schockierende Gegensätze, findet ihr nicht auch? Für mich war dies ein Anlass, diesen Blogartikel zu schreiben, denn das Leben hat eben nicht nur Sonnenseiten.


Wie denkt ihr darüber? Wie wichtig sind euch Erfahrungen, die nicht unbedingt nur rosig sind? Sprecht ihr darüber oder berichtet ihr lieber von den Sonnenseiten? Wenn ja, warum?


Ich freue mich auf einen regen Austausch mit euch.


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